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Ein Austausch auf Augenhöhe

Wie sichert man Frieden?

Polizistin Christina Reinig berichtet von ihren Auslandsmissionen in Mali und Somalia.

„Man muss auf jeden Fall aus der Komfortzone rauskommen“, sagt Christina Reinig mit Blick auf ihre jüngsten Arbeitserfahrungen. Christina ist 33 Jahre alt und Polizeihauptkommissarin. Und aus ihrer Komfortzone ist sie in den letzten Jahren oft herausgekommen, vor allem während ihrer Auslandseinsätze. Polizeiliche Auslandseinsätze – intern Auslandsverwendungen genannt – finden auf Anfrage der jeweiligen Länder und meistens auf der Basis von Mandaten statt. Das sind Aufträge von multinationalen Organisationen. In Christinas Fall waren das Mali und Somalia in West- und Ostafrika, jeweils im Auftrag der Vereinten Nationen. 

„Krisen und Konflikte in einer globalisierten Welt betreffen nicht nur die Länder selbst, sondern uns alle – auch in Deutschland“, sagt Christina. Die Polizei NRW schickt gezielt Polizistinnen und Polizisten ins Ausland, um den Aufbau von Rechtsstaatlichkeit zu unterstützen – vor allem innerhalb der Polizei vor Ort. Wie das aussieht, kann sehr unterschiedlich sein. In Mali war Christina zum Beispiel in einer sogenannten „UN Peacekeeping“-Mission eingesetzt. Sie unterstützte unter anderem die örtliche Polizei bei Streifenfahrten, baute den Kontakt zwischen Polizei und Zivilbevölkerung auf oder gab interne Trainings. In Somalia war ihre Arbeit politischer: Christina beriet Ministerien bei der Entwicklung von Strategien und Richtlinien, organisierte Workshops zu Leadership und setzte sich besonders für die Vernetzung und die Förderung von Polizistinnen ein.

Im Auftrag der Vereinten Nationen arbeitete Christina Reinig in Auslandseinsätzen in Mali und, wie das Bild zeigt, in Somalia.

Wer geht, bringt auch wieder was mit

Christinas Karriere bei der Polizei NRW begann 2010, direkt nach dem Abitur, mit einem dualen Studium. Danach arbeitete sie unter anderem im Wachdienst – also „auf Streife“ – und in der Bereitschaftspolizeihundertschaft, die bei Großveranstaltungen wie Demos oder Fußballspielen im Einsatz ist. Der Wunsch, ins Ausland zu gehen, kam schon früh auf: Während des Studiums erzählte ein Dozent von seinem Einsatz in Afghanistan. Seitdem ließ Christina der Gedanke nicht mehr los. „Ich habe mich schon immer für andere Kulturen interessiert, liebe Diversität und internationales Arbeiten“, sagt sie. Und: „Ich bin zur Polizei gegangen, weil ich Gutes tun, weil ich etwas zurückgeben wollte.“ Das Sicherheitsgefühl, das sie in ihrer Kindheit in Deutschland erfahren hat, will sie auch Menschen in Krisengebieten ermöglichen – oder zumindest dabei unterstützen. Seit Januar ist Christina zurück aus Somalia, von ihrem zweiten Auslandseinsatz. Jetzt ist sie in der sogenannten „Cool-down-Phase“. Die dauert etwa so lang wie der Einsatz selbst und dient dazu, wieder im beruflichen und privaten Alltag anzukommen und die Erlebnisse zu verarbeiten. 

Graphic Novel: „Im Einsatz“

Wie fühlt es sich an, als Polizist:in in einer internationalen Friedensmission zu arbeiten? In der neuen Graphic Novel „Im Einsatz – vom Abitur zur internationalen Polizeimission“ begleiten Leserinnen und Leser die fiktive Protagonistin Paula Aydoo auf ihrem Weg: von der Entscheidung für den Polizeiberuf bis zu einem UN-Einsatz im Ausland. In ihrer Geschichte geht es um Fragen wie: Warum entscheiden sich Menschen für die Polizei? Warum ist die Polizei NRW auch international im Einsatz? Welche Aufgaben hat die Polizei in einer Demokratie? Und was bewegt Polizistinnen und Polizisten dazu, ins Ausland zu gehen? Nähere Infos zur Graphic Novel findet ihr hier.

Aus Mali und Somalia nimmt Christina auch viel mit zurück nach Deutschland. Das bestätigt der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul: „Jeder, der in einem solchen Einsatz war, bringt etwas nach Hause mit. Diese Erfahrungen bereichern dann die gesamte Polizei.“ 

„In einer perfekten Welt bräuchten wir keine Auslandseinsätze“

Ihre Entscheidung, ins Ausland zu gehen, war für Christina genau richtig: „Ich hab’s mir schon richtig cool vorgestellt, aber es war noch besser als erwartet“, sagt sie rückblickend. Sie habe beruflich wie privat viel gelernt – über Kultur anderer Länder, Weitsicht, verschiedene Arten, ans Ziel zu kommen, auch über Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz. Stichwort: aus der Komfortzone herauskommen. All das versucht sie jetzt an ihre Kolleginnen und Kollegen in NRW weiterzugeben. 

„In einer perfekten Welt bräuchten wir keine Auslandseinsätze“, sagt Christina. „Dann gäbe es überall Frieden und wir müssten ihn nicht sichern.“ Friedensarbeit ist ihr extrem wichtig. Ihr persönlicher Wunsch: ein stärkerer Fokus auf Prävention – also darauf, Konflikte zu verhindern, bevor sie entstehen. Und wie sieht ihre Zukunft aus? Christina Reinig will auf jeden Fall wieder ins Ausland gehen. Wohin genau, das wird sich zeigen.